Freitag, 2. Dezember 2011

Auf der Suche nach Verbündeten!

Heute habe ich mich mit meinem guten, langjährigen Freund Ulrich getroffen. Es war das erste Mal, dass ich mit jemanden anderen außer Ärzten, meiner Freundin oder meinen Eltern offen über meine Probleme im Krieg mit General Angst geredet habe.

Bis zuletzt hat der alte Fiesling General Angst versucht, mir einzureden, dass es keine gute Idee ist, mit jemanden darüber zu reden. Bestimmt würde einer von zwei Fällen eintreten: Entweder würde Ulrich kein Verständnis haben und ich würde mich blamieren oder aber Ulrich würde sich auf General Angsts Seite stellen und meine Ängste noch befeuern… Heute habe ich mich selbst in einem grausamen Akt der Selbstquälerei in ein Café geschleppt, um mit Ulrich zu reden. General Angst rief mit schrillen Tönen, dass alles sinnlos sei, aber ich habe mich getraut!

Scannen0001Wie war's dann also? Ganz anders als erwartet. Erstmal hat Ulrich überhaupt nicht über mich gelacht, im Gegenteil. Er war total nett und verständnisvoll. Unterschwellig hatte ich natürlich damit gerechnet, aber General Angst ist ein Meister der psychologischen Kriegsführung! Ulrich hat mich ermuntert „auszupacken“, wir haben uns ein paar Mut-Kaffee reingeschüttet und los ging's. General Angst zitterte schon gehörig, seine Strategie, mich von Verbündeten fernzuhalten, geriet ganz schön ins Wanken – mit Ulrich über die Angststörung an sich zu reden, war schonmal sehr gut gelaufen!

Danach ging es dann ans Eingemachte. Ich redete mit Ulrich über meine eigenen, ganz persönlichen Ängste. General Angsts schärfste Waffen wurden ausgepackt – und von Ulrich ratz-fatz entschärft. Ulrich guckte mich an wie ein Auto, als ich erzählte, welche Ängste vor dem Tod mich so fertig machen und dass ich überzeugt bin, den ganzen Tag daran denken zu müssen. Er meinte ganz direkt, das sei ja völlig unlogisch und sinnlos. Ich würde mich über Dinge verrückt machen, die sich nunmal nicht ändern ließen und mich von Sorgen terrorisieren lassen, die völlig sinnlos sind. Natürlich hätte auch er manchmal Angst, auch vor dem Tod, oder das Gefühl ihm laufe die Zeit davon. Aber nicht die ganze Zeit! Das war schonmal ein Schock für mich und ich glaube, auch für General Angst.

Natürlich konnte ich das gar nicht richtig glauben, dass Ulrich nicht ununterbrochen daran denkt. Also habe ich gebohrt, gewühlt und gestochert. Ulrich hatte eine ganze Menge Argumente:
  • Der Tod ist zwar ein Teil des Lebens, aber nur einer, und er sollte – wenn es keinen Anlass gibt – nicht allgegenwärtig sein.
  • Der Tod und die begrenzte Lebenszeit sollte eine Motivation sein, sein Leben mit Spaß und Sinn zu füllen. Gerade das macht das Leben sinnvoll, nicht sinnlos. Wir können ein gutes Leben führen, und das sollten wir auch.
  • Man sollte sein Leben nutzen, die Zeit ist gar nicht so schrecklich, sondern man kann sich immer an schöne Dinge erinnern, auf neues freuen usw. Aus irgendeinem Grund können wir Spaß und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, erleben. Das ist schön und das muss man nutzen!
Ulrich selbst hat ein paar schlechte Jahre hinter sich und startet gerade neu durch, das macht ihm aber überhaupt keine Angst, sondern er genießt den Neuanfang und freut sich des Lebens. Seine positive, zupackende Art war eine wirklich gute Sache für mich, General Angst musst mit wehenden Fahnen fliehen und sich irgendwo verbunkern.

Nachdem ich genug rumgeflennt, gebohrt und gestochert habe, war es ein sehr gutes Gefühl, mal eine Stunde lang nicht über Ängste, den Tod und das Sterben zu reden. General Angst konnte gucken, wo er bleibt! Ich bin zwar noch lange nicht von meinen Überzeugungen distanziert, aber es geht voran.

Was hat es jetzt also gebracht? Zwar bin ich keineswegs davon überzeugt, dass meine Ängste falsch sind. Aber ich nage etwas mehr dran! Und viel wichtiger: Ich weiß jetzt, dass es eine gute Idee ist, sich im Kampf gegen General Angst Verbündete zu suchen!

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