Donnerstag, 1. Dezember 2011

General Angst bläst zum Angriff! – Kommt jetzt der Gegenangriff?

Wie im ersten Eintrag angedeutet, bin ich gerade in einer sehr schweren Phase – General Angst hat seine Soldaten in jeder Pore meines Körpers sitzen!

Dies jedoch erst seit etwa zehn Tagen wieder. Vorher befand ich mich im Wolkenkuckucksheim. Nach langen Jahren mit Ängsten und Sorgen habe ich im Verlauf des letzten Jahres meine Therapie beendet und war wirklich gut drauf (Yeah-hey!).

Schlagartig kam vorletzte Woche die Angst zurück, wie aus heiterem Himmel. General Angst hatte sich mit den verbliebenen Soldaten tief in meinem Kopf verschanzt und ist jetzt wieder voll da.

Wie erwähnt ist die Basis meiner Angst die Angst vor dem Tod. Ich habe drei – hoffentlich falsche – Überzeugungen zum Thema Tod.

1. Der Tod ist schrecklich, weil man nicht weiß was danach kommt, und sowieso kann NICHTS, was danach kommt, irgendwie erträglich sein, weil danach ja die Ewigkeit wartet und die per se schrecklich ist.

2. Die Zeit verläuft rasend schnell, ratzfatz ist man Tod. Das macht alles irgendwie sinnlos und unerträglich.

3. Weil alles soooooo SCHRÖÖÖ-HÖCKLICH ist, muss ich die ganze Zeit daran denken, denn irgendwie macht die Schrecklichkeit dieses Thema wichtig, und ich muss daher auch ständig daran denken, weil es wichtig ist.

Von diesen drei Überzeugungen gehen dann noch viele, viele weitere Ängste aus, was insgesamt dazu führt, dass ich ständig in Panik und Angst bin.

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Oben steht schon, dass diese Überzeugungen hoffentlich falsch sind. Das ist ein Riesenschritt für den Gegenangriff gegen General Angst!!! Denn: Bis gestern war ich ganz felsenfest überzeugt, dass diese drei Überzeugungen unanfechtbar sind. Somit hatte ich auch keine Hoffnung da irgendwie rauszukommen, da ich ja verpflichtet bin, immer diese Ängste und Sorgen zu haben.

Gestern hat mir meine großartige Therapeutin geholfen, ein ganz kleines Fragezeichen hinter diese Überzeugungen zu machen. (Nach längerer Zeit ohne Therapie bin ich jetzt wieder zu ihr zurückgekehrt, da ich mich völlig hilflos gefühlt habe.) Jedenfalls bin ich hingegangen und in meinem Kopf brüllte General Angst ständig etwa folgendes: „DU WIRST STÄNDIG NUR NOCH AN DEN TOD DENKEN!!!! DEIN LEBEN IST SINNLOS UND KURZ, UND ES MUSS SO SEIN, DASS DU STÄNDIG AN DEN TOD DENKST!“ War ziemlich überzeugend.

Frau Beuttel jedoch (Name geändert) hat mich gefragt, wieso ich mir denn so sicher bin, dass meine Überzeugungen richtig sind? Vielleicht ist das ja auch Quatsch? Unterhält man sich mit den Leuten, liest man Zitatsammlungen und so weiter stößt man auf eine Menge Antworten, die zumindest einige Zweifel aufkommen lassen:

• Viele weise Menschen und die meisten Leute im Alltag denken nicht ständig an den Tod und fahren sehr gut damit.

•Auch Leute, denen es total schlecht geht (Kranke, Leute mit gefährlichen Berufen usw.) schaffen es, den Tod nicht ständig im Leben mit sich herumzutragen, und sind glücklich damit.

• Keiner weiß, was nach dem Tod kommt, es ist auch nicht möglich, sich das vorzustellen – warum bin ich dann so überzeugt davon, dass es schrecklich wird?

• Das Leben ist zwar kurz, aber so kurz? Zählt nicht irgendwie jeder Tag?

Um das klarzustellen: Für mich sind diese Punkte oben Quatsch! Ich bin völlig auf General Angsts Seite – ich MUSS, MUSS, MUSS ständig in Angst und Sorge leben. Aber Frau Beuttel hat es geschafft, mich ein kleines bisschen dazu zu bringen zu glauben, dass es möglich sein KÖNNTE, dass ich irgendwann daran zweifle.
Diesen Zweifel will ich jetzt ausbauen, auch wenn ich ihn für bescheuert halte. Das wird sehr schwierig… Dazu werde ich mir jetzt ca. 3 Wochen Zeit geben, mich intensiv mit diesen Überzeugungen auseinanderzusetzen, um herauszufinden, ob ich es schaffe diese Sorgen Stück für Stück abzutragen.

Nebenbei werde ich versuchen, die gängigen Waffen im Kampf gegen General Angst zu schärfen: Aktive Freizeitgestaltung, Sorgen und Aktivitäten dokumentieren, Sport, gesunde Ernährung usw. Den Verlauf werde ich hier beschreiben, mal gucken, ob wir General Angst platt machen können!
C. Araxe - 1. Dez, 22:55

Alles, was mit dem Thema Tod zusammenhängt, wird allgemeinhin verdrängt, zumindest, was so die westliche Tradition betrifft. Ein Tabu-Thema, mit dem man sich meist nicht beschäftigt, wenn man nicht unmittelbar damit konfrontiert wird. Ich fühle mich oft zu solchen Themen hingezogen, die gesellschaftlich ausgeklammert werden. Zu allem, was irgendwie außen vor ist. Wohl weil ich selbst ein Außenseiter aus vielerlei Richtung bin, auch wenn es mir inzwischen gelingt, einen Konsens zu finden, um so halbwegs dann doch mit der Allgemeinheit klarzukommen. Mit dem Tod, und der Angst davor, handhabe ich es indessen so (oder versuche es) wie es Octavio Paz bei den Mexikanern beschrieben hat: "Der Mexikaner sucht, streichelt, foppt, feiert den Tod, schläft mit ihm. Vielleicht quält ihn ebenso die Angst vor ihm wie die anderen, aber er versteckt sich nicht vor ihm noch verheimlicht er ihn, sondern sieht ihm mit Geduld, Verachtung oder Ironie frei ins Gesicht."

Christoph B. - 1. Dez, 23:32

Erstmal vielen Dank für den ersten Kommentar in meinem Blog!
Klar ist die Angst vor dem Tod & der Tod kein fröhliches Thema, aber im großen und ganzen ein Thema, dem man schon öfter begegnet - besonders der Umgang damit. Denn sicherlich ist dies eine Angst, die jeden mal umtreibt.
Problematisch bei mir ist, dass ich dieser Angst nicht mehr ausweichen kann und sie eine Spirale auslöst, aus der ich mich nicht mehr lösen kann.
Ich danke auf jedenfall für das Zitat und deine Ratschläge!
C. Araxe - 1. Dez, 23:42

Sicher mag es makaber klingen, dass man den Tod auch lieben kann. Und ja, wenn man ihm wirklich von Angesicht zu Angesicht begegnet, verblassen alle theoretische Auseinandersetzungen. Dennoch finde ich es hilfreich, sich mit dem Tod zumindest gedanklich zu versöhnen. Ihn als etwas zu akzeptieren, das zum Leben dazu gehört. Und ihm auch das zuzusprechen, was seine Allmacht, seine Endgültigkeit betrifft, in dem doch so viel Schönheit liegen kann, auch wenn das noch so viel Verzweiflung beinhaltet. Für mich ist diese gewissermaßen gesuchte Nähe zum Tod das um so größere Verlangen zu leben. Und das um so bewusster, wie einem die Vergänglichkeit von allem bewusst ist.
Christoph B. - 1. Dez, 23:46

Was du beschreibst, ist, was ich mir wünsche - vielleicht nicht unbedingt "gesuchte Nähe", sondern eher positive Akzeptanz. Und ich finde deuine Einstellung gar nicht makaber, so interessiere ich mich z.B. (in guten Zeiten ;-) sehr für Friedhöfe. Finde ich super schön und interessant.
Ich war auch nahe dran den Tod halbwegs zu akzeptierem! Im Moment ist es für mich jedoch in unendlich weiter Ferne, weil General Angst und die generalisierte Angststörung es für mich im Momengt unmöglich machen, positiv mit diesem Thema abzuschließen.
C. Araxe - 1. Dez, 23:58

Ich weiß nicht, ob dieser, meiner Weg, dazu taugt, allgemein gültig zu sein. Oder überhaupt dazu taugt, mit der Thematik umzugehen. Es ist halt nur das, was ich für mich persönlich als Weg gefunden habe.
Ähm, ja. Da gibt es diese gängige Therapie, dass man sich dem, was einem Angst macht, aussetzen sollte. Wobei das Thema Tod da ja nur begrenzt dazu eignet.
Christoph B. - 2. Dez, 18:45

Klar kann man sich dem Thema Tod schlecht so auszusetzen wie z.b. Flugangst. die konkreten Erfahrungsmöglichkeiten sind da begrenzt. Ich setze mich eher dem Nachdenken über den Tod aus - die Ungewissheit muss für mich ihren Schrecken verlieren, da man sie ja definitiv nicht überwinden kann.

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